Das war der Diversity Ball 2015
Was haben eine Drag-Queen, ein Sozialminister, ein Blinder und ein Gehörloser gemeinsam?
Sie alle feierten am 18. April eine der ausgefallensten Nächte im Kursalon Hübner: den Diversity Ball 2015 unter dem Motto Just be you.
Dieses Event ist weniger ein Ball im klassischen als vielmehr ein von Vorurteilen befreites, festliches Großereignis zu verstehen. Hier ist jeder willkommen, nicht nur toleriert sondern akzeptiert. Nicht umsonst nannte Veranstalterin Monika Haider den Ball die „erste komplett barrierefreie Großveranstaltung“.
Tatsächlich sparte der Veranstalter equalizent nicht an Mitteln zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung, die an diesem Abend genauso ungezwungen Spaß haben können sollten wie jeder andere auch. Sehbehinderten Menschen stand so neben Speise- und Getränkekarten in Braille auch ein 3D-Modell des Gebäudes sowie Guiding Angels zur Verfügung. Gäste mit Schwerhörig- bzw. Gehörlosigkeit konnten den Abend sowohl in Internationaler wie auch Österreichischer Gebärdensprache verfolgen und in gewissen Bereichen auf Induktive Höranlagen zugreifen. Für die Ballbesucher im Rollstuhl waren Lifte und Rampen verfügbar.
Wichtiger noch als alle Maßnahmen war jedoch die Stimmung der gelebten Toleranz, die in der Luft lag. Auch wenn es unscheinbar erscheint, so ist es doch ein enormer Unterschied ob einem Rollstuhlfahrer mit einem irritierten, vielleicht gar entnervten Blick oder aber einem freundlichen Lächeln Platz gemacht wird. Wer letzteres noch trainieren mag, darf sich dieses an den Gesichtern am Diversityball abschauen.
Schlussendlich ist dies nämlich worum sich der Ball dreht: Die Akzeptanz, die Verständlichkeit und das Verständnis für Diversität, Individualität und Andersartigkeit. Wie Sozialminister Rudolf Hundstorfer in seiner Rede während der Eröffnung erklärte ist vieles davon heute noch keine Selbstverständlichkeit in Wien, doch vollzieht sich ein stetiger wenn auch langsamer Wandel hin zu diesen Tugenden.
Die Showeinlagen
Eröffnet wurde der 8. Diversity Ball vom Wiener Hofballet zu einem Medley aus dem Diversitätsrepertoire der musikalischen Geschichte: Vom Donauwalzer über barocke Klänge bis hin zu Falcos Rock me Amadeus und dem französischen Cancan deckten die Tänzerinnen alles ab. Danach beeindruckten die Tänzer Csaba & Balázs mit einer Walzereinlage, bei dem sie gekonnt fliegende Führungswechsel einbauten – übrigens ein Geheimtipp für dich als Tänzer: Lerne führen UND folgen.
Super Market on stage
Großes Highlight des Balls war die Fashion Show SUPER MARKET bei der unabhängige Designer mit bevorzugt nachhaltiger und innovativer Produktionstechnologie ihre außergewöhnlichen Kollektionen vorstellten.
Bereits im Laufe des Abends konnten sich die Ballbesucher auf den Höhepunkt des Abends einstimmen und in den beheizten Zelten auf der Terrasse die Designs bestaunen. Um 23:30 Uhr wurde dann schwups-di-wups ein Laufsteg auf das Parkett gezaubert und die Show begann.
Mailand – Paris – New York…Wien: Mit dem Blitzlicht-Gewitter der Fotografen, den mehr spannenden als tragbaren Designs und der großartigen Stimmung schien sich der Johann-Strauß-Saal stolz in die Liste der großen Modemetropolen dieser Welt einzureihen. Und während der Raum vor Diskussionen über die Kollektionen förmlich summte, riefen vor allem die männlichen Models beim weiblichen und homosexuellen Publikum wahre Begeisterungsstürme hervor.
Doch was wäre eine Modenschau am Diversity-Ball ohne Diversität, Individualität und Andersartigkeit? Während auf eine ethnische Vielfalt offensichtlich bewusst Wert gelegt wurde, ein Model mit nur einem Bein und Krücken eine beeindruckend elegante Figur machte und sich das auf fashion shows so verpönte Lächeln glücklicherweise doch auf das eine oder andere Model-Gesicht schlich fehlten mir dann doch Models welche die verrückten Maße Lügen strafen. So waren zum Beispiel weder kleine, noch kurvige Models dabei.
Wer sich wenig für Mode und die Fashion Show interessierte, dem wurde trotz allem nicht fad. Denn im 1. Stock gab es den Partyfloor, der von 22:00 bis 04:00 durchgehend von DJanes wie Tamara Mascara und DJ Tom Snow bespielt wurde. Wem’s auf der Partyfläche zu heiß wurde, konnte samt Drink auf die Terrasse hinaus schreiten oder rollen und die Aussicht vom Kursalon genießen. Wen der Alkohol nicht wärmte, konnte sich in eine der zahlreichen bereitgelegten Decken einwickeln sodass niemand bei den frühlingshaften, nächtlichen Temperaturen frieren musste. Ein großer Pluspunkt, denn manchmal sind’s eben diese Kleinigkeiten – Frieren oder nicht Frieren – die einem einen solchen Abend versüßen.
Eine Mitternachtseinlage vor Mitternacht…
Wer die Mitternachtseinlage miterleben wollte musste dann aber schnell wieder hinunter in den Strauß-Saal. Die Mitternachtseinlage wurde nämlich vorverschoben und war kurz nach Mitternacht bereits wieder vorbei. Wer rechtzeitig kam fand eine begeisterte Menge an Ballgästen vor, die gemeinsam den Song Hands up, give me your heart in Gebärdensprache tanzten (Youtube-Link – Vorsicht, Ohrwurmgefahr!). Definitiv eine Mitternachtsquadrille der anderen Art, die zu überzeugen wusste.
Selbstverständlich gab es auch eine Tombola, mit den Hauptpreisen gesponsert durch T-Mobile, den Hauptsponsor des Balls. Neben aktuellen Top-Smartphones gab es unter anderem noch eine Heißluftballonfahrt, Tanzkurse und eine Reise zu gewinnen. Wo wir beim Thema tanzen wären…Das Tanzfläch’chen
Zwischen den Showacts begeisterte die Tanzband Sigma mit ihren zum Tanzen animierenden Songs. Leider Gottes ist die Tanzfläche im Strauß-Saal des Kursalons relativ klein, entsprechend kuschlig war’s beim Tanzen. Einige Tänzer sind sogar in die beiden Nebensäle ausgewandert. Als kleine Warnung an alle, die hoffen hier das Tanzbein den ganzen Abend schwingen zu können: Dafür ist dieser Ball kaum geeignet.
Fazit
Unterm Strich ist der Diversity Ball vor allem eins: Einzigartig. Wie der Name schon sagt, steht die Diversität, Vielfältigkeit und damit Toleranz und Akzeptant im Vordergrund. Alleine die dadurch geschaffene Atmosphäre ist den Ballbesuch wert – eine vergleichbar gute Stimmung habe ich bisher erst am Regenbogenball gespürt. Eine Barrierefreiheit wie sie hier zu finden ist, ist wirklich beeindruckend – und sollte sich auch von anderen Ballveranstaltern stärker als Vorbild genommen werden. Der Kursalon ist eine tolle Location, die begeisterte Ballbesucher auf jeden Fall einmal gesehen haben sollten, auch wenn, wie bereits angemerkt, der Diversity Ball kein Ball ist auf dem man besonders viel tanzen kann.
Hier geht’s zur Galerie mit allen Fotos vom Diversity Ball. Ich will mich noch herzlich beim Veranstalter equalizent bedanken, der Dancing The Globe Ballkarten zur Verfügung gestellt hat um über dieses Event berichten zu können. Der Artikel ist jedoch unbezahlt und spiegelt nur meine eigene Meinung wider.
Warst du schon einmal am Diversity Ball oder im Kursalon Hübner? Teile deine Erfahrungen mit uns in den Kommentaren!Daniel Azomji
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